Am Freitagabend füllen sich die Gänge im 2. Stock des Realgymnasiums ab 19 Uhr langsam wieder, die 24. Erzählnacht beginnt. Die Bar wird aufgebaut, während die Teilnehmenden mit dem Schriftsteller Arno Camenisch, unserem diesjährigen Ehrengast, ins Werkstattgespräch vertieft sind. 

Kurz nach der Begrüssung von Rektor Tobias Weber auf der zentralen Insel im 2. Stock geht es los, die Unterstufenschüler und -schülerinnen lesen ihre abwechslungsreichen Geschichten  - mal dramatisch, mal zauberhaft, mal abenteuerlich, das Publikum horcht gebannt bei den beiden Leseinseln. In der Pause sind sich viele schon sicher und wissen, wem sie ihre Stimme für den Publikumspreis geben wollen, doch die Lesung der Oberstufe folgt erst noch!

In der zweiten Pause lässt Anika am Klavier mitreissende Musik erklingen, an der Bar werden im Minutentakt farbige Drinks ausgeschenkt, von Schülerinnen der Klasse 4a frisch gemixt, Enea und Alexander nehmen mit viel Umsicht weitere Stimmen für den Publikumspreis entgegen.

Nach der Lesung der Oberstufe und einer weiteren Pause geht es in die Schlussveranstaltung: Arno Camenisch liest uns aus seinen Texten vor, die kurzen Geschichten und Szenen packen das Publikum, sie sind mal rhythmisiert und stürmisch, dann wieder ruhig und melodisch, sie spielen im Bündnerland und in der weiten Welt und unter den handelnden Figuren sind sehr viele Taxifahrer. Das Publikum folgt der Performance fasziniert und zugleich voller Spannung auf das, was kommen wird. Nach der Würdigung aller Texte durch Beatrice Stoll folgt endlich die Siegerehrung! 

In der Unterstufe gewinnt Miya den Wettbewerb mit einem wilden Text über die abenteurliche Reise einer Hexe in ein fremdes Königreich, in dem sie dann doch gar nicht willkommen ist. Angelina Cavelty gewinnt in der Oberstufe den ersten Preis mit dem Text «Der Rattenfänger», bei dessen Vortrag sie von Flötenklängen begleitet wird. Julian von Waldkirch erzählt von einem gehörlosen Pianisten und gewinnt damit den Publikumspreis.

Den Schlusspunkt des Abends bildet der Auftritt der Gewinnerin des Gesamtpreises: Emma Natalucci, sie liest dem versammelten Publikum noch einmal ihre klang- und geheimnisvolle Geschichte vor, die in Zusammenarbeit mit Ema Markovic entstanden ist. Die Geschichte handelt von Stimmen, die Klingen für die Protagonistin sind, bis sie von den umgebenden Geräuschen richtiggehend niedergedrückt wird. Die Geräusche werden zur physischen Bedrohung, die sich erst langsam wieder löst in Wellen, unter denen das Atmen leichter fällt. Mit tosendem Applaus bedankt sich das Publikum bei der Gewinnerin und allen anderen, die diesen Abend schreibend, spielend, hörend und in der Vorbereitung und Umsetzung möglich gemacht haben. 

Schön war’s - bis nächstes Jahr!

Text: Salome Flühler