Realgymnasium Rämibühl Zürich

INTER
Ausstellung zum Abschluss des INTER-Projekts im Schuljahr 2018
Unterrichtsprojekte am Realgymnasium

Hier stellen wir aktuelle Projekte aus dem Bereich der Unterrichtsentwicklung am Realgymnasium vor.

INTER

Interdisziplinäres Lernen und Lehren am Realgymnasium

INTER steht für Vertiefung von Themen, Teamgeist und Teamwork sowie den Erwerb überfachlicher Kompetenzen. Das sind alles Ziele, die von unserer Gesellschaft als erstrebenswert erachtet werden, aber im gegenwärtigen Schulalltag eindeutig zu kurz zu kommen. Dem wollen wir mit unserem Projekt entgegenwirken. Lehrpersonen aus verschiedenen Fächern einer Klasse schliessen sich zusammen und überwinden zusammen mit den SchülerInnen einer Klasse Fächergrenzen und arbeiten während drei Jahren von der dritten Klasse bis zur fünften Klasse sporadisch in Projekten zusammen und behandeln dieselben Themen.

Die SchülerInnen lernen, komplexe Themen sorgfältig und vertieft zu analysieren, sich in konkreten Zusammenhängen zu engagieren und Position zu beziehen. Sowohl die theoretische Reflexion als auch das praktische Handeln werden geübt. Die SchülerInnen üben verschiedene Methoden ein. Die Ergebnisse ihrer Teamarbeit, die sie am Schluss konsequent einem grösseren Publikum vorstellen, haben immer eine andere Form (z.B. Stadtführung, Ausstellung, Broschüre, Film). Sie lernen stets im Team zusammenzuarbeiten. Als Teamplayer und kritische ZeitgenossInnen sollen sie sich in ihren zukünftigen Positionen, viele in Führungspositionen, pointierter und ganzheitlicher für die Gemeinschaft einsetzen.

Das Projekt INTER wird innerhalb der bestehenden Stundentafel durchgeführt. Es nutzt wo möglich bestehende Gefässe wie RG-Wochen, Spezialtage und Exkursionen. Es basiert auf der interdisziplinären Zusammenarbeit der beteiligten Fächer. Nach Möglichkeit ist der Wochenstundenplan so angelegt, dass interdisziplinäre Sequenzen der beteiligten Fächer z.B. an einem Morgen oder einem Nachmittag möglich sind. Die Ergebnisse der Projekte werden einem grösseren Publikum vorgestellt.

SOL

Förderung der Selbständigkeit als integrierter Teil der Schullaufbahn

Das Realgymnasium fördert das selbständige Denken und Arbeiten und leitet seine Schüler und Schülerinnen dazu an, sich kritisch mit Erlerntem auseinanderzusetzen. Die Förderung der Selbständigkeit ist daher ein integraler Bestandteil der Schullaufbahn unserer Schüler und Schülerinnen: Immer wieder werden im Normalunterricht sowie in besonderen Unterrichtsgefässen Situationen geschaffen, in denen das selbstständige oder selbst-organisierte Lernen (SOL) geübt werden können. Dieses Konzept orientiert über die Ziele, die das Realgymnasium mit dem selbständigen Lernen verfolgt.

Das selbständige Lernen ermöglicht es Lehrpersonen, das Lerntempo zu individualisieren und die Schüler und Schülerinnen besser bei ihren je unterschiedlichen Vorkenntnissen abzuholen. Aktuelle Studien aus der Bildungsforschung bestätigen, dass Lernprozesse positiv und nachhaltig beeinflusst werden können, wenn Lernende Verantwortung für den eigenen Lernfortschritt übernehmen. Für Lehrpersonen bieten diese Gefässe einen Anreiz zur Reflexion der eigenen Rolle und damit auch eine Möglichkeit der professionellen Weiterentwicklung: sie erproben hier unterschiedliche Formen der Lernberatung, bieten fachliche Unterstützung sowie Hilfe bei Planung, Organisation und Recherche.

Das Realgymnasium hat im Laufe der Jahre viele innovative Gefässe geschaffen, um selbstständiges Lernen zu ermöglichen. Das RG hat es daher begrüsst, als das Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Zürich (MBA) aufgrund eines Berichts der Bildungsdirektion über den Stand und die Entwicklungsmöglichkeiten der gymnasialen Mittelschulen des Kantons Zürich im Herbst 2006 die Zürcher Kantonsschulen beauftragt hat, den gymnasialen Unterricht durch neue Lehr- und Lernmethoden weiterzuentwickeln. Im Rahmen des Projekts «Selbst organisiertes Lernen (SOL) an gymnasialen Mittelschulen – neue Lehr- und Lernformen» wurden die bestehenden Projekte am Realgymnasium weiterentwickelt und in das vorliegende Gesamtkonzept integriert.

Ziel aller Bemühungen um das selbstständige Lernen ist es, Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, Lernprozesse selber zu steuern und überfachliche Kompetenzen zu erwerben. Das Realgymnasium hat sich bei der Entwicklung des Angebotes von folgenden Fragen leiten lassen:

Können unsere Schüler und Schülerinnen am Ende der gymnasialen Schulzeit selbständig Wissen erwerben und Projekte durchführen?
Können sie Ziele mit Beharrlichkeit verfolgen?
Können sie Modelle / Theorien kritisch und im historischen Kontext beurteilen?
Verstehen sie die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens?
Sind sie teamfähig?

Im Fokus aller Bemühungen um zeitgemässe und schüler- und schülerinnengerechte Lehr- und Lernformen steht demgemäss nicht eine Organisationsform, sondern die Schülerkarriere und der individuelle Lernfortschritt. Alle Projekte sollen die grossen, „gymnasialen“ Ziele ansteuern, indem sie anspruchsvolle Settings bereitstellen, die ein gleichzeitiges Training verschiedener Kompetenzen möglich machen. Ein Arbeiten nach Leistungs- oder Kompetenzen-Katalog wollen wir vermeiden. Wichtiger sind uns klare Aufgabenstellungen und verbindliche Produkterwartungen: Schüler und Schülerinnen sollen sich auch dann, wenn Sie selbst Verantwortung für den Lernprozess übernehmen, mit anderen vergleichen können.
Das Resultat ist eine im Schulprogramm verankerte Abfolge von Unterrichtseinheiten für das selbstständige Lernen. Im Laufe der Schüler/innen-Karriere werden dabei die Aufgabestellungen im Sinne eines didaktischen und inhaltlichen „Steigerungslaufes“ zunehmend anspruchsvoller. Als Abschluss dieser Anleitung zum selbstständigen und selbstverantworteten Lernen verfassen die Schüler und Schülerinnen am Schluss ihrer Schulkarriere – im Sinne eines „Gesellenstücks“ – die Maturitätsarbeit.

Fundierte Auseinandersetzung mit zentralen Themen der Fächer
Das vorliegende Konzept gibt Auskunft darüber, wie die einzelnen SOL-Einheiten im Schulprogramm verankert sind. Es bietet damit einen Überblick über diejenigen Unterrichtseinheiten, die für alle Klassen am Realgymnasium vorgesehen sind. Gleichzeitig ermutigt die Schulleitung des Realgymnasiums alle Lehrer und Lehrerinnen, auch den Regelunterricht wo sinnvoll mit Einheiten zu unterbrechen, in denen ein selbstständiges Lernen möglich ist. Die Schüler und Schülerinnen sollen also auch im Normalunterricht die Gelegenheit erhalten, sich über mehrere Lektionen hinweg fundiert mit einem zentralen Thema des Faches auseinanderzusetzen.

Bewegtes Lernen

Bewegung für mehr Zufriedenheit im Schulalltag

Ein Projektteam befasst sich am Realgymnasium Rämibühl seit 2014 mit der Frage, wie etwas mehr körperliche Bewegung in den Schulalltag der Schülerinnen und Schüler gebracht werden kann. Prorektor Philipp Wettstein leitet das Projektteam, das sich mit der Thematik Bewegungspausen im Unterricht selbst und Bewegung während der Pausen, sowie mit der schulinternen, d.h. auch der kollegiumsinternen Etablierung dieser Ziele auseinandersetzt.
Angestossen wurde das Thema von Rektorin Ursula Alder, motiviert durch die grundsätzliche Frage: „Wie können wir unsere Schülerinnen und Schüler noch besser fördern?“ Das Hauptziel bei diesem Projekt ist klar eine erhöhte Konzentration während des Unterrichts und daraus folgend verbesserte schulische Leistungen. Die Konzentrationsfähigkeit der Jugendlichen steht somit nicht als Selbstzweck, sondern als Bedingung für schulische Leistung im Zentrum. Das Bestreben, die Schülerinnen und Schüler zu mehr Bewegung während der Pausen zu motivieren, zielt dagegen eher auf das rein körperliche Wohlbefinden der Jugendlichen. Wie wichtig die Vernetzung von physischer und kognitiver Entwicklung ist, hat Remo Largo in seinem 2013 erschienenen Buch „Was bestimmt den Lernerfolg: Kind, Schule, Gesellschaft?“ u.a. folgendermassen formuliert (S. 93f.): „Kürzlich wurde eine Studie in Science veröffentlicht, die zeigt, dass Kinder, die ihren Bewegungsdrang ausleben dürfen, auch in ihren schulischen Leistungen besser werden.“ Verschiedene amtliche Stellen (von kommunalen bis zu eidgenössischen) informieren die Schulleitungen regelmässig über Angebote und Möglichkeiten in diesem Bereich. Auf eidgenössischer Ebene ist das Projekt „Schule bewegt“ federführend.
Das RG will sich ständig weiterentwickeln. Zu diesem Bestreben gehören auch kleinere Teilbereiche wie dieses Projekt Bewegtes Lernen. Vermutlich werden insbesondere jüngeren Jahrgänge von entsprechenden Massnahmen profitieren können. Prorektor Wettstein, verantwortliches Schulleitungsmitglied für die 1. und 2. Klassen, ist überzeugt, dass die Eltern eine solche Entwicklung begrüssen: „Hoffentlich können wir damit auch das Pausenverhalten etlicher Schüler/innen vom „Gamen“ auf mehr körperliche Aktivitäten verlagern.“
Das schulinterne Projektteam „Bewegtes Lernen“ hat im Frühlingssemester 2014 Ideen für Bewegung im Unterricht und während der Pausen gesammelt und wird diese Ideen nun in die Fachschaften hineintragen, die sich darüber austauschen sollen: z.B. Vokabelabfragen durch gegenseitiges Zuwerfen eines Schaumstoffballs, Lehrgespräch im Stehen, Stühle mit der Lehne nach vorn benützen, kurze Geschicklichkeits- / Koordinationsübungen mit Fingern oder Armen, etc. Es sind also einfache Massnahmen, die wenig Zeit beanspruchen, und wichtig ist dabei, dass nach einer solchen Sequenz der Übergang zurück zum „normalen“ Unterrichten schnell geschehen kann. Für mehr Bewegung im weitesten Sinne sind auch geeignete Infrastruktur-Anpassungen im Schulhaus selbst geplant, wie z.B. der Versuch, einige Schüler-Sitzpulte durch höhenverstellbare Stehpulte zu ersetzen, oder das Anbringen von Kletter- oder Klimmzug-Griffen an dazu geeigneten Wänden. Zudem ist es auf die Initiative des Projektteams ab diesem Schuljahr möglich, Sportmaterial beim Hausdienst (Tischtennis- und Badmintonschläger) und in der Mediothek (Springseile und Footbags) auszuleihen.
Ein Zwang für Lehrpersonen, solche Bewegungssequenzen in die eigenen Lektionen einzubauen, soll auf keinen Fall bestehen. Das Projektteam setzt nicht zuletzt auf Impulse von Schülerinnen und Schülern, die ihre Lehrer/innen bitten, mit ihnen Bewegungspausen durchzuführen, und natürlich – im Sinne von best practice – auf weitere interessierte Lehrer/innen selbst, zumal bei solchen Projekten erfahrungsgemäss das individuelle Engagement aller Beteiligten ausschlaggebend für den Erfolg ist.