Realgymnasium Rämibühl Zürich

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Kulturreise nach Leipzig und Weimar: Zwischen Tradition und Innovation

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Frühmorgens um 7:45 Uhr beim Treffpunkt am HB startete unsere Exkursion nach Leipzig. Insgesamt 15 SchülerInnen der 6b und 6e samt unseren zwei Lehrerinnen Frau Jarling und Frau Diggelmann hatten es alle mehr oder weniger geschafft, sich am letzten Samstag der Ferien aus dem Bett zu wälzen und in betrübtem Regenwetter den Weg zum Bahnhof zu finden. Die meisten von uns hatten sich vorher noch schnell im Coop mit Proviant für die insgesamt 7-stündige Zugfahrt nach Leipzig versorgt und so sassen wir um 8 Uhr tatsächlich alle bereit im Wagen 6 (statt 7…) als der Zug losfuhr. Wir gingen während der Fahrt unterschiedlichen Beschäftigungen nach, es wurde diskutiert, geschlafen, gespielt und eben gegessen. Noch etwas aufgewühlt von einer Konfrontation mit einem sturen Pärchen stiegen wir dann in Mannheim in einem Gehetze beinahe in den falschen Zug ein, doch auch dieses Übel konnte erfolgreich abgewendet werden.

Endlich in Leipzig angekommen, richteten wir uns kurz in der dem Hauptbahnhof sehr nahegelegenen und überraschend geräumigen Jugendherberge ein, bevor einige von uns dann auf Erkundungstour gingen. Bereits nach einer halben Stunde stiessen wir auf eine Demo auf dem Marktplatz von Leipzig, bei der, besonders von rechter Seite, ordentlich gegen Ausländer gewettert wurde. Doch wir liessen uns nicht weiter davon beirren und fanden uns später um 18:30 Uhr allesamt vor der Jugi wieder ein. Von dort ging es nach West-Leipzig, wo wir im Kunstkraftkraft zuerst einer eindrücklichen Lichtershow und verschiedenen Ausstellungen beiwohnten, bevor es nach einem individuellen Abendessen eine kleine Rave mit Lichteffekten im selben Lokal, einer alten Industriewerkstätte, gab. Wir amüsierten uns gut und auch Frau Jarling und Frau Diggelmann trugen den Anschein, als würden sie die wundervollen Klänge der Technomusik noch geniessen. Auf dem Nachhauseweg machten wir beim Sprint auf den Bus zudem noch Bekanntschaft mit ein paar Studenten, die ganz überrascht waren, dass wir eine Klassenfahrt nach Leipzig und nicht «nach Berlin oder so» unternommen hatten.

Der nächste Tag lieferte allerdings die Antwort darauf und Leipzig brillierte als ehemaliges historisches und literarisches Herz Deutschlands. Wir starteten den Tag nämlich mit einem ausgiebigen Frühstück und einer anschliessenden ca. zweistündigen Stadttour. Die fand zwar grösstenteils zu Fuss statt, doch es war für jeden von uns ein Highlight, als wir jeweils 15 Minuten in einem echten Trabant durch die Stadt düsen durften. Wir genossen die Fahrt und fanden es sehr unterhaltsam, doch als der Fahrer erzählte, so sei man früher zu viert samt Gepäck 8 Stunden nach Ungarn in die Ferien gefahren, konnten wir uns eine derartige Reise doch nicht so ganz vorstellen. Obwohl die Temperaturen am Sonntagmorgen noch etwas frisch waren, konnten wir die verschiedenen Sehenswürdigkeiten und die Geschichte Leipzigs mit unserem Guide «Henner» voll und ganz auskosten. Samt lustigen Anekdoten und amüsierenden Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Frau Jarling (ist Karl May nun gut oder nicht?!) erfuhren wir so von den verschiedenen Superlativen der Stadt, z.B. «grösster Bahnhof Europas» oder «die am schnellsten wachsende Stadt Deutschlands», auf die der Leipziger offensichtlich sehr stolz ist. Als Henner uns schliesslich gerade noch pünktlich in Auerbachs Keller ablieferte, ging es gleich weiter mit einer interessanten Führung im Lokal, wobei wir dessen Entstehungsgeschichte sowie Verbindung zu Goethe kennenlernten. Etwas ausgelaugt und vor allem hungrig sassen wir dann um 12 Uhr in der grossen Halle, in der der grosse Dichter auch einst sass, und liessen uns ein köstliches Essen servieren. Nun waren wir bereit für die Balletaufführung «Romeo und Julia», die zwar modern umgesetzt, aber dennoch sehr rührend war. Anschliessend fand ein ausgiebiger Besuch auf einem Leipziger „Rummel“, auf schweizerdeutsch «Chilbi», statt, bei der wilde Bahnen ausprobiert und seine körperliche Stärke am Boxautomat getestet wurden. Zum Abschluss des eventreichen Tages einigten wir uns nach langem Herumirren auf einen Italiener und liessen anschliessend den Abend im Gemeinschaftsraum der Jugi ausklingen.

Der Montag startete mit einer einstündigen Zugfahrt nach Weimar, die diesmal aber ohne Komplikationen verlief und von vielen dösend verbracht wurde. In Weimar angekommen, hatten wir vorerst nicht viel Zeit den Wohnort von Goethe und Schiller auf uns wirken zu lassen, denn wir mussten uns beeilen, um unsere Kutsche (ja richtig gelesen) noch zu erreichen. Dank den eilenden Schritten von Frau Diggelmann und Frau Jarling trafen wir allerdings noch rechtzeitig beim Treffpunkt ein und konnten dann Weimar gemütlich und in Decken eingewickelt auf der Kutsche erleben. Nebst dem herzigen Innenstädchen und den verschiedenen Sehenswürdigkeiten erfuhren wir viel über die Geschichte Weimars und konnten unsere Kutscher bei Interesse noch genauer fragen. Danach musste erstmal wieder gegessen werden, einige von uns taten dies im Restaurant «Zum Schwarzen Bären», welches mit seiner köstlichen Nudelpfanne nicht enttäuschte. Am Nachmittag verfolgten wir ein individuelles Kulturprogramm, bei dem aber hauptsächlich die Grabstätte von Goethe, das Bauhausmuseum und der „Goethebaum“ besucht wurden. Es heisst, wer ein Blatt vom Goethebaums verschenkt, somit seine Zuneigung ausdrückt. Dies war natürlich Grund genug, ein paar Blätter zu pflücken und einzupacken. Das Bauhausmuseum stiess designtechnisch auf unterschiedlichen Anklang, war aber dennoch interessant und alle genossen es, die verschiedenen Stühle «testzusitzen». Zurück in Leipzig teilten wir uns nach einer kurzen Ruhepause in der Jugi in zwei Gruppen auf und gingen unserem Hunger, einmal indisch und einmal Burger, in der Innenstadt nach, bevor wir uns noch einmal im Gemeinschaftsraum wiederfanden, wo unter anderem einige Tischtennisrunden gespielt wurden.

An unserem letzten ganzen Tag in Leipzig mussten wir etwas früher aufstehen, da wir eine Tour im Porsche Werk von Leipzig gebucht hatten. Auch dort wurde heftig mit Superlativen um sich geworfen, doch die Tour war tatsächlich sehr eindrücklich und es kam uns surreal vor, so viele Porsches beieinander und in hoch technologisierter Produktion zu sehen. Dann durfte die Klasse auch hier noch einmal in waschechten Porsches «testsitzen». Schliesslich fuhren wir am Mittag zusammen mit einigen Souvenirs zurück in die Stadt und gönnten uns erneut einen leckeren Lunch. Danach fuhren wir mit der Strassenbahn nach West-Leipzig, den «alternativen» Stadtteil, wo wir an einer «alternativen» Stadtführung teilnahmen. Unser Guide «Flo» zeigte uns die «Sprayerzone», alte Fabrikgebäude, die nun von Linken für alles Mögliche genutzt werden, und die trendigen Quartierstrassen. Zudem erzählte er uns viel über die Geschichte der alternativen und linken Szene seit der Wiedervereinigung bis heute. Uns allen hat dieser Ausflug in das Viertel gefallen, allerdings knurrte uns der Magen, weshalb das gemeinsame Abschlussessen beim Vietnamesen auch beschwingt angetreten wurde. Danach verfolgten wir in einer Bar noch das Fussballspiel Real Madrid gegen RB Leipzig, auf das die Jungs schon lange hingefiebert hatten. Richtig getippt hatte aber trotzdem keiner, doch es war ein schöner Abschluss, dass Leipzig schlussendlich mit 3:2 gewann. Am nächsten Morgen betätigten einige noch einen Grosseinkauf im DM, die Pfandflaschen wurden zurückgegeben und ein Proviant gekauft, bevor wir dann mit dem Zug zurück nach Zürich fuhren.

Uns hat die Exkursion nach Leipzig sehr gefallen, der Mix zwischen Kultur, Geschichte und Freizeit war ideal und der Bezug zum Unterricht war ebenfalls stimmig. Insgesamt war es die Erfahrung auf jeden Fall wert und wir bedanken uns herzlich bei Frau Jarling und Frau Diggelmann, die die Reise organisiert und ins Leben gerufen haben.

Text: Marisa Caluori, Gianna Marconi, Justine Jerlin, Lena Ziebold, Sophie Meisser, Saskia Bosshard (6b/6e)